Von Mag. pharm. Astrid Janovsky
Inhalt
Was sind Gelenke?
Unsere Gelenke verbinden jeweils zwei Knochen miteinander und sind unter anderem dafür verantwortlich, dass wir nach etwas greifen, das Knie beugen oder unseren Kopf nach links und rechts drehen können. Kurz: Ohne sie wäre eine Bewegung im menschlichen Körper gar nicht erst möglich. In der Anatomie unterscheidet man übrigens zwischen sogenannten echten Gelenken (z.B. Knie-, Finger- und Sprunggelenke) und unechten Gelenken (z.B. Brustbein oder Bandscheiben). Bei Letzteren handelt es sich um knorpelige Knochenverbindungen, die im Gegensatz zu „echten“ Gelenken nur eingeschränkt beweglich sind.
Wie ist ein Gelenk aufgebaut?
Unsere Gelenke sind alle sehr ähnlich aufgebaut. Sie bestehen aus zwei Knochenenden, dem Gelenkspalt, den Knorpeln und der Gelenkkapsel, die sich wiederum aus zwei Membranen zusammensetzt. Die äußere Gelenkmembran (Gelenkaußenhaut) besteht aus festem Bindegewebe, die das Gelenk umschließt und ihm dadurch Stabilität verschafft. Die innere Membran (Gelenkinnenhaut) produziert die Gelenkflüssigkeit (oder Gelenkschmiere). Diese ist einerseits für die Ernährung des Gelenkknorpels verantwortlich. Außerdem sorgt sie dafür, dass die Knorpel möglichst reibungslos aneinander vorbeigleiten können. Vergleichbar ist das etwa mit einem gut geschmierten Türscharnier. Der Flüssigkeitsaustausch – und damit Ernährung des Knorpels – wird durch wechselnde Be- und Entlastung der Knorpel sichergestellt. Dadurch saugt das schwammige Knorpelgewebe „frische“ Gelenkflüssigkeit auf und gibt verbrauchte ab.
Deshalb kann es bei langer Ruhigstellung eines Gelenkes, aber auch bei Überlastung, zu Knorpelschäden (Arthrosen) kommen, da der Knorpel nicht ausreichend „ernährt“ wird.
Was ist Arthrose?
Nachdem die Gelenke des menschlichen Körpers über das gesamte Leben hinweg Schwerstarbeit leisten, lässt sich ein natürlicher Verschleiß im Zuge des Alterns nicht komplett verhindern. Dennoch sind bestimmte Gelenke besonders anfällig und daher häufiger davon betroffen als andere. Dazu zählen beispielsweise die Gelenke in Händen und Fingern oder auch die Knie, Sprunggelenke oder die Wirbelsäule, da sie besonders viel bewegt bzw. belastet werden. Durch diese Belastung geht Knorpelsubstanz verloren, die Gelenkschmiere wird weniger und die Knochen beginnen, aneinander zu reiben. Die Gelenkbeweglichkeit nimmt folglich ab und es kann zu ausgeprägten Beschwerden kommen. Im Fachjargon nennt man diese Abnutzungserscheinungen „Arthrose“. Knorpelschäden können die Folge sein.
Arthrose – wer ist betroffen?
Rund 1,4 Millionen Österreicher sind von Arthrose betroffen. Ab dem 50. Lebensjahr nimmt der Verschleiß der Gelenke beim Menschen generell zu, das Risiko einer Arthrose steigt mit zunehmendem Alter also deutlich an. Dazu kommt, dass Frauen doppelt so häufig davon betroffen sind wie Männer, was vermutlich auf hormonelle Ursachen zurückzuführen ist. Auch Übergewicht stellt ein Risiko dar. Personen mit hohem Körpergewicht haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an Arthrose zu erkranken als Normalgewichtige. Denn je mehr Gewicht die Gelenke belastet, desto schneller werden diese abgenutzt. Weitere begünstigende Faktoren können mangelnde Bewegung, eine Fehlstellung der Gelenke (z.B. durch permanentes Sitzen oder das Tragen schwerer Lasten, Beinfehlstellung) oder eine dauerhafte Überbelastung (beispielsweise durch schwere körperliche Arbeit oder gelenkbelastende Sportarten) sein.
Was sind Anzeichen für Arthrose?
Die häufigsten Anzeichen für eine Gelenkabnutzung sind Schmerzen bei Belastung, sogenannte Anlaufschmerzen (zu Beginn einer körperlichen Aktivität bzw. am Morgen), eine Einschränkung der Beweglichkeit (Steifheit) oder das Auftreten einer Schwellung im betroffenen Gelenk.
Schmerzen in Fingern bzw. Händen können teilweise schon bei alltäglichen Dingen wie dem Öffnen von Flaschen oder dem Heben von Töpfen auftreten (siehe auch 5 Tipps bei Arthrose in den Fingern), im Knie spürt man die Schmerzen etwa am häufigsten beim Treppensteigen. Typisch ist, dass sich die Schmerzen langsam aufbauen, oft nur eines oder wenige Gelenke davon betroffen sind und die Schmerzen in Ruhepositionen teilweise nachlassen. Dennoch gilt: wer rastet, der rostet. Um die Abnutzung nicht weiter voranschreiten zu lassen, ist schonende Bewegung gerade bei Arthrose besonders wichtig. Siehe dazu auch die unten angeführten Tipps bei Arthrose.
Die 3 Stadien der Arthrose
Der Verschleiß des Knorpels wird in drei Stadien gegliedert:
- Stadium: Die oberflächliche Schicht reibt sich ab
- Stadium: Im Knorpel bilden sich tiefe Risse, die bis zum Knochen ragen können
- Stadium: Es kommt zum großflächigen Knorpelverlust. Der Gelenkknochen bildet Fortsätze (Osteophyten), um das Gelenk zu stabilisieren. Dies führen zu einer weiteren Einschränkung der Beweglichkeit.
|
Arthrose gleich Arthritis?
Erkrankungen wie Arthritis oder Arthrose zählen zu den häufigsten Ursachen für Schmerzen in den Gelenken. Es kommt nicht selten vor, dass die beiden im alltäglichen Sprachgebrauch verwechselt werden. Doch Arthrose und Arthritis sind nicht ident!
Bei einer Arthrose handelt es sich um eine degenerative Gelenkserkrankung. Das bedeutet, dass sich der Knorpel über die Zeit kontinuierlich abnutzt (Knorpelschädigung), bis er schließlich komplett verschwindet.
Bei der Arthritis handelt es sich hingegen um eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem richtet sich gegen körpereigenes Gewebe, wodurch chronische Entzündungen in der Gelenkkapsel hervorgerufen werden.
Welche Nährstoffe bei Arthrose?
Bei einer Arthrose wird mehr Knorpelsubstanz abgebaut als aufgebaut. Gegensteuern kann man hier mit der zusätzlichen Zufuhr der nötigen Aufbaustoffe. Die wichtigsten Substanzen, die den Aufbau des Knorpels im Körper fördern, sind Glucosamin, Chondroitin, Hyaluronsäure, Collagen und Schwefel:
- Glucosamin ist ein wichtiger Strukturbaustein für das Bindegewebe. Im Körper kommt es in der Gelenkflüssigkeit und im Knorpel vor.
- Chondroitin dient aufgrund seiner elastischen Eigenschaften sozusagen als „Stoßdämpfer“ für die Gelenke und fängt so den erhöhten Druck auf die Gelenke ab.
- Hyaluronsäure ist nach Wasser der Hauptbestandteil der Gelenkflüssigkeit und reduziert so die Reibung im Gelenk, ähnlich wie das Schmieröl in einem Scharnier.
- Collagen stellt den Hauptanteil der Knorpelsubstanz dar und ist für die Stabilität und Zugfestigkeit des Knorpels verantwortlich.
- Schwefel ist essenziell für den Aufbau von Collagen und somit verantwortlich für die Druckfestigkeit des Gelenkknorpels.
Bei erhöhter Beanspruchung oder einer Gelenkabnutzung wird mehr von diesen Stoffen verbraucht, als dem Körper zur Verfügung steht oder in der Nahrung enthalten ist. Besonders heutzutage schafft es kaum jemand, die nötige Menge dieser Gelenkbestandteile durch die Ernährung aufzunehmen. Wer seine Gelenke trotzdem auf natürliche Weise unterstützen möchte, kann die sich mit hochwertigen Präparaten aus der Apotheke behelfen.
|
Kombination besser als Einzelpräparate
Die Einzelwirkung von Wirkstoffen wie Glucosamin, Chondroitin und MSM (einer natürlichen Schwefelquelle) bei Gelenkschmerzen ist heute bereits sehr gut belegt. Allerdings zeigen neuere Studien, dass sich die Wirkung vor allem in Kombination noch einmal deutlich verstärkt: So konnte an knapp 150 Patienten gezeigt werden, dass eine Kombination von Glucosamin und Chondroitin gemeinsam mit MSM, die Schmerzen schneller und stärker reduzierte als Glucosamin und Chondroitin alleine.2
Daher empfiehlt es sich, die oben genannten Wirkstoffe gemeinsam, anstatt einzeln einzunehmen. Um wirklich gute Ergebnisse auf die Beweglichkeit zu erzielen, sollten die Nährstoffe übrigens langfristig eingenommen werden – nur so entfalten sie ihre volle Wirkung.
5 Tipps bei Arthrose
Abschließend haben wir für Sie noch einige weitere Tipps für eine bessere Beweglichkeit bei Arthrose zusammengefasst:
1. Tipp bei Arthrose – Bewegung
Um die Beweglichkeit der Gelenke möglichst zu erhalten, empfehlen Orthopäden bei Arthrose gelenkschonende Sportarten wie Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren. Dadurch werden einerseits Muskelaufbau und Stoffwechsel gefördert und andererseits die Durchblutung der Gelenke verbessert. Außerdem können die Gelenke dadurch wichtige Nährstoffe aufnehmen. Auf Sportarten, die die Gelenke stark belasten – was vor allem bei den meisten Ballsportarten der Fall ist – sollte hingegen verzichtet werden.
2. Tipp bei Arthrose – Richtig sitzen
Die richtige Sitzhaltung ist nicht nur für den Rücken wichtig! Für die Kniegelenke ist etwa auch die Sitzhöhe entscheidend. Die Knie sollten stets im rechten Winkel angewinkelt werden, die Füße dabei fest auf dem Boden stehen. Zudem sollten die Beine zwischendurch immer wieder ausgestreckt werden. Übrigens fördert jeder Haltungswechsel beim Sitzen den Stoffwechsel der Bandscheiben und beugt weiteren Abnutzungserscheinungen vor.
3. Tipp bei Arthrose – Ernährung
Da auch Übergewicht eine Ursache für Arthrose ist, sollte auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden. Hier hat sich die Mittelmeerküche („Mediterrane Ernährung“) bewährt, die reich an frischem Obst, Gemüse, Salaten, Fisch, Hülsenfrüchten und Kräutern ist. Bei dieser Ernährungsweise treten auch mögliche Entzündungserscheinungen weniger stark auf als bei der mitteleuropäischen Kost.
4. Tipp bei Arthrose – Muskelaufbau
Egal ob im Fitnessstudio oder bei einem Physiotherapeuten: Da die Muskulatur unsere Gelenke stützt und vor allem um möglichst lange beweglich zu bleiben, empfiehlt es sich, Muskeln aufzubauen.
5. Tipp bei Arthrose – Wärme/Kälte
Wärme fördert die Durchblutung und hilft, dass sich die Muskeln entspannen. Gerade bei arthrotischen Gelenken fördert Wärme die Beweglichkeit. Wenn das Gelenk aber entzündet ist (etwa bei Arthritis) sollte man stattdessen zu Kältepacks greifen, um das Entzündungsgeschehen, Schwellung und Schmerzen zu mindern.
Wichtiger Hinweis: Trotz aller oben genannten Tipps sollte bei anhaltenden Schmerzen generell ein Arzt konsultiert werden.
References
1 Nach Hwang, Joel Jihwan; Rim, Yeri Alice; Nam, Yoojun; Ju, Ji Hyeon (2021): Recent Developments in Clinical Applications of Mesenchymal Stem Cells in the Treatment of Rheumatoid Arthritis and Osteoarthritis. In: Front. Immunol. 12, S. 631291. DOI: 10.3389/fimmu.2021.631291.
2 Lubis AMT, et al. Comparison of Glucosamine-Chondroitin Sulfate with and without Methylsulfonylmethane in Grade I-II Knee Osteoarthritis. A Double Blind Randomized Controlled Trial. Acta medica Indonesiana 2017; 49: 105–111.; 36
Weitere Beiträge zu diesem Thema
„Stille Entzündungen“ - der Zündstoff für zahlreiche Krankheiten
Zeigt der Blutbefund leicht erhöhte Entzündungswerte, ohne dass...
Rückenschmerzen – Ursachen und Behandlung einer echten Volkskrankheit
Rückenschmerzen - umgangssprachlich auch „Kreuzschmerzen“ genannt - sind...
5 Mythen rund um Gelenkprobleme
Probleme mit den Gelenken sind in Österreich weit...